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Faszinierende Geschichten rund um den „König der Alpen“: Steinbockzentrum St. Leonhard im Pitztal

Steinbock Pitztal

Einfach majestätisch: Der König der Alpen gilt als Symbol für intakte Natur. © Fotos: TVB Pitztal

Wo die größte Steinbock-Population der Ostalpen zu finden ist, schlendern Besucher demnächst durch Ausstellung und Gehege. Die Investitionssumme lag bei 3,7 Mio. Euro

Am Anfang lief es nicht gut. Die sechs Steinböcke, die vor 67 Jahren unter großen Mühen aus der Schweiz besorgt wurden, zeigten keinerlei Reproduktionsgelüste in ihrem schönen Gehege im Pitztal. Schließlich brachen sie sogar aus. Alles umsonst? War die geplante Wiederansiedlung gescheitert? Weit gefehlt. Denn ein paar Jahre später stellte man fest, dass sie sich draußen im Hochgebirge prächtig vermehrten. Heute umfasst die Population 1200 Tiere. Sie ist nicht nur die größte der Ostalpen, sondern auch die Mutter der Nation: Denn vom Pitztal aus fasste der Steinbock, der im 20. Jahrhundert als ausgerottet galt, im gesamten österreichischen Alpenraum wieder Fuß. Eine Erfolgsgeschichte mit Zufallsfaktor, die Besucher ab 15. Juli im Steinbockzentrum St. Leonhard im Pitztal nachvollziehen können. Und noch viel mehr. Denn das neue Museum verbindet Natur- und Kulturgeschichte des kargen Hochtals, besinnt sich auf die bemerkenswerten Wurzeln und stiftet Identität.

Steinbock Transportkiste historisches Bild

Wie alles begann: Vor 67 Jahren wurden die ersten Steinböcke in Transportkisten geliefert. Foto: Ortschronik St. Leonhard im Pitztal

Schon die Architektur überzeugt: Kein rechteckiger Kasten, sondern eher ein Berg mit fünf Seiten. Mit Cortenstahl und in rötlichem Beton, der das eisenhaltige Gebirge rundum widerspiegelt. In anderthalb Jahren Bauzeit ist in St. Leonhard im Pitztal ein Zentrum entstanden, das sich perfekt in die Landschaft einfügt. Die Investitionssumme lag bei 3,7 Millionen Euro. Neben der Ausstellungsfläche über zwei Etagen gibt es ein Café-Restaurant und ein Außengehege mit Steinwild und Murmeltieren, durch das Wanderwege unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade führen. Wichtig in der Konzeption war die weitgehende Barrierefreiheit. Die Ausstellung würdigt den Steinbock in erster Linie als Synonym für die faszinierende Natur des Pitztals. Der majestätische Kletterkünstler, der bis zu dreieinhalb Meter hoch springen kann und auf seinen Streifzügen nebenbei zur Verbreitung diverser Pflanzen beiträgt, hat sich längst auch als Pitztaler Wappentier behauptet. „Der einzige natürliche Feind des Steinbocks ist heutzutage die Lawine“, sagt Ernst Partl, Geschäftsführer des Naturparks Kaunergrat, bei dem die Fäden des Gemeinschafts-Projekts von Gemeinde, Tourismusverband und Naturpark zusammenlaufen. Einst hatten Not und Hunger zur Ausrottung des Steinbocks im gesamten Alpenraum geführt. „Wilderern kam es dabei nicht nur auf das Fleisch an, sondern auch auf das wertvolle Horn, das als Aphrodisiakum galt“, führt Partl aus. Die Landesjagd Pitztal, die mit einem Gebiet von 20.000 Hektar größte Hochgebirgsjagd Österreichs, kümmert sich erfolgreich um den Schutz der edlen Wildtiere. Sie war es auch, die einst die ersten Exemplare ins Tal brachte. Seit der erfolgreichen Wiederansiedlung können Urlauber dem „König der Alpen“ im Pitztal auch wieder in der freien Natur begegnen. Besonders hoch ist die Wahrscheinlichkeit rund um die Rüsselsheimer Hütte, die oberhalb des Weilers Plangeroß in 2328 Meter Höhe thront.

Steinbockzentrum Pitztal

Steht wie ein Fels in der Landschaft: Das neue Steinbockzentrum St. Leonhard im Pitztal Rendering: Architekten Köberl & Kröss

Wer nichts dem Zufall überlassen möchte, schlendert durch das Gehege des Steinbockzentrums. „Das sind Tiere aus dem Innsbrucker Alpenzoo und schon an Menschen gewöhnt“, erklärt Partl, der dennoch auf die Abstandsregeln hinweist. Das Steinbockzentrum St. Leonhard im Pitztal steht auf historischem Grund – und so wird die Verbindung von der Natur- zur Kulturgeschichte deutlich. Der Schrofenhof, der 1265 erstmals urkundlich erwähnt wurde, gilt als ältester im gesamten Pitztal. Auf dem Gelände der ehemaligen Stallungen ist jetzt das Steinbockzentrum entstanden. „Wir greifen die Geschichte der Besiedlung auf und legen einen Schwerpunkt auf das beginnende 20. Jahrhundert“, so Partl. Damals wohnte Josef Schöpf auf dem Schrofenhof. Er gilt als Pionier der Fotografie in Tirol und hinterließ beeindruckende bildliche Dokumentationen. Seine Geschichte ist Teil der Ausstellung und nimmt die Besucher mit auf eine fotografische Zeitreise in die Vergangenheit.

Die Eröffnung des Steinbockzentrum St. Leonhard im Pitztal am 15. Juli ist für Partl der erste Meilenstein eines Gesamtkonzepts, das auf Identitätsstiftung, Nachhaltigkeit und sanften Tourismus setzt. „Weitere langfristige Schwerpunkte werden zudem auf Umweltbildung und Forschungskooperationen zum nachhaltigen Steinwildmanagement liegen“, verrät Partl.

Weitere Informationen unter www.pitztal.com