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9 Tipps für ein abwechslungsreiches Wochenende im Pustertal

Weekender Pustertal

Das Pustertal im Herbst: Wenn die Lärchen glühen

Von Mitte Juli bis Mitte September herrscht im Pustertal touristischer Hochbetrieb. Aber auch im Herbst lohnt sich ein Wochenende in Dolomiten. Der ALPS Weekender gibt Tipps und Anregungen für entspannte und abwechslungsreiche Tage nach dem sommerlichen Ansturm.

1. Cool, stylish und erfolgreich

In Bruneck, mit 15.000 Einwohnern viertgrößte Stadt Südtirols, laufen die Fäden zusammen: das Tauferer-Ahrntal und das Gadertal münden ins Pustertal, die Ahr fließt in die Lienz und allerorten trifft Modernität auf Tradition. Durch die Stadttore gelangt man in die malerische Stadtgasse der Altstadt mit bunten Fassaden, charmanten Geschäften und hübschen Cafés. Zwischen bunten, perfekt restaurierten historischen Häusern, unzähligen Cafés und Restaurants finden sich innovative Shops wie die kleine, aber feine Patisserie Acherer oder der Feinkostladen von Lukas Harpf, der so auch in London oder New York stehen könnte. Gourmets finden dort Craft Beer aus aller Welt, eine riesige Weinauswahl und jede Menge regionale Delikatessen. Wer müde vom Schlendern durch die Altstadt ist, lässt sich im Idealfall auf der Terrasse des Restaurant Wainks nieder und genehmigt sich einen Aperitivo – begleitet vom Rauschen des nahen Flusses. Innen geht es modern und elegant zu. In der offenen Küche wird regional und saisonal gekocht, zu empfehlen sind die Ravioli mit Spinat, Genussbunker-Espuma und Sommertrüffel. Idealer Ort für Kaffee und Kuchen ist dagegen das Freiluftcafé im Innenhof von Schloss Bruneck. Der ehemalige Sommersitz der Fürstbischöfe von Brixen beherbergt seit 2011 das MMM Ripa (Tibetisch: ri = Berg; pa = Mensch), das fünfte Messner Mountain Museum, das den Bergvölkern aus Asien, Afrika, Südamerika und Europa gewidmet ist.

2. Gipfel der Kontraste

Nein, ein Naturerlebnis bietet der total vom Skisport vereinnahmte Kronplatzgipfel nicht. Dafür darf man dort auf 2275 Metern Höhe – gutes Wetter vorausgesetzt – einen der besten Panoramablicke der Alpen genießen. Und im Sommer? Da kommen vor allem Mountainbiker voll auf ihre Kosten! Der längste Trail am Kronplatz heißt Gassl und besteht aus zwei Abschnitten: Der erste Teil schlängelt sich am Osthang des Berges bis zur Mittelstation der im Winter 2020 neu eröffneten Umlaufbahn Olang 1+2 und bringt mit leichten Sprüngen und wenig geneigten Anliegerkurven auch Einsteiger auf den Downhill-Geschmack. Der zweite Abschnitt wird deutlich anspruchsvoller und besticht durch abwechslungsreiche Linienführung. Er führt von der Mittelstation aus durch idyllische Wald- und Wiesenabschnitte bis zur Talstation. Lang, fordernd und extrem kurvenreich präsentiert sich dagegen der legendäre Herrnsteig. Rund 1300 Höhenmeter gilt es auf der Nordseite des Berges zu überwinden.

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Im Pustertal findet jeder Pedaleur sein Traumrevier – vom Rennradler bis zum E-Biker.

Dabei lässt sich jede Abfahrt neu gestalten. Links und rechts des Trails zweigen immer wieder abwechslungsreiche Varianten ab. Komplettiert wird das Freeride-Angebot durch den Piz de Plaies Trail und den Furcia Trail. Das Gipfelplateau des Kronplatz mutierte in den letzten Jahren auch zu einem Pilgerort für kulturinteressierte Bergtouristen.

Neben Zaha Hadids im Auftrag des Bergsteigers Reinhold Messner gebauten „Messner Mountain Museum“ wurde 2019 ein weiteres Museum eröffnet. Es trägt den Namen LUMEN (Lateinisch = Licht) und rückt die Bergfotografie in den Mittelpunkt seiner Ausstellung, die in dem vierstöckigen Gebäude, einfach und luxuriös zugleich, auf höchst interessante Weise präsentiert wird. Mein Highlight: die „Echokammer“, ein nervös vibrierender und doch auch verlockend-schimmernder Spiegelraum im Disco-Licht.

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Ein Muss nicht nur für Liebhaber der Bergfotografie: das Lumen-Museum auf dem Gipfelplateau des Kronplatz.

3. Wie Seinerzeit

In Südtirol gibt es mehr als 1700 meist in Privatbesitz befindliche Almen mit einer Gesamtfläche von fast 249 000 Hektar. Das sind rund 34 Prozent der Landesfläche. Die Hochweiden, auf denen im Sommer Kühe, Ziegen und Schafe weiden, waren für die Bauern stets von Bedeutung. Die Almwirtschaft oberhalb der Baumgrenze entlastet die Weiden im Tal und ermöglicht es, Wintervorräte anzulegen.

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Die Fane Alm liegt im Talschluss des Valsertal und gilt als schönstes Almdorf Südtirols.

Auch wenn sie es inzwischen zum Überleben oft mit Touristen teilen müssen – der Stolz der Bergbauern auf ihr Fleckchen Erde ist ungebrochen. Bestes Beispiel: die Fane Alm im Valser Tal, eine rund 30 Gebäude zählende Gemeinschaftsalm mit Wohnhütten, Heuhütten, einer kleinen Kirche und drei Almschenken. Im Mittelalter als Lazarett für Pestkranke entstanden, präsentiert sich das schönste Almdorf Südtirols heute als ideales Ausflugsziel für Familien, denn es ist über den auch von Kindern gut zu erwandernden „Milchweg“ erreichbar, der Wissenswertes zu Kuh und Milch vermittelt. Erwachsene, die einen Gusto auf Südtiroler Spezialitäten haben, dürfen sich dagegen auf die weltbesten Knödel freuen, die in der Gatterer Hütte serviert werden. Neben traditionellen Rezepten wie Kaspress- oder Marillenknödel steht auch Außergewöhnliches wie Schwarzplenten-, Mangold- oder Brennnesselknödel auf der Speisekarte. Gekocht wird auf einem alten Holzherd, auf dem auch der locker-luftige Kaiserschmarren zubereitet wird, die zweite Spezialität der Gatterer Hütte. Grundzutat für Knödel und Kaiserschmarren ist natürlich die frische Milch, direkt von den Kühen der Fane Alm.

4. Cocooning im Chalet

Magdalena und Gregor Lanz hatten eine klare Vorstellung: Ein Chaletdorf sollte es werden. Luxus im Einklang mit der Natur. Authentisch und nachhaltig. Als Landwirt hat Gregor schließlich eine tiefe Verbundenheit zur Natur, zu Boden, Holz und Gestein. So hat er die Bäume für die Chalets nach altem Wissen bei günstiger Mondphase gefällt und ins Chaletdorf gebracht. Oma Paula und Magdalena haben eigenhändig die Rinde von den Stämmen entfernt. Heute bestechen die Valsegg Chalets in der Nähe durch modernes Interieur Design und ihre ausgezeichnete Lage inmitten der Natur. Am Waldrand zwischen uralten Fichten und Lärchen liegt das erst vor Kurzem eröffnete Badehaus. Ein wahrer Kraftplatz für Naturliebhaber. Neu auch das Restaurant Eggile im Haupthaus. Küchenchef Davide Carbone kredenzt dort täglich frische und außergewöhnliche Kreationen. Wer keine Lust hat, im Restaurant zu essen, kann sich auch etwas direkt ins Chalet bestellen.

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Wald-Chaletdorf Valsegg: neun kompakte Chalets plus Haupthaus und eine heimelige Bar.

5. Cheese please!

Mein Favorit? Ganz klar der Ziegello in canapiz, ein Weichkäse aus 100 Prozent Ziegenmilch von Südtiroler Höfen, verfeinert mit Hanf im Käseteig! Die Feinkäserei Capriz in Vintl, direkt an der Hauptverkehrsader Pustertaler Staatsstraße gelegen, vereint Schaukäserei, Erlebniswelt und Shop zu einem Erlebnis für alle Sinne. „Wir konzentrieren uns auf Ziegen- und Weichkäse aus regionaler Milch“, sagt Geschäftsführer Mathias Messner. „Und wir versuchen, neu zu denken und die Lust am Käse neu zu entfachen. Schließlich sind die Voraussetzungen hier im Pustertal optimal: Wir haben eine silofreie Fütterung, gepflegte Höfe und Almen und den immensen Wissensschatz und das große Können der Bauern.“ Allein die Architektur des Hauses, das auf Initiative von Heiner Oberacher, dem Chef der Outdoor-Weltmarke Salewa, entstand, ist außergewöhnlich: Einem riesigen Stück Käse auf einem Kupferkessel nachempfunden, signalisiert es schon von Weitem, worum es geht, und lädt zum Entdecken der interaktiven Erlebniswelt Capriz ein.

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Im Käsetempel Capriz darf man Verkosten, Shoppen und bei der Produktion feinster Ziegen- und Kuhmilchspezialitäten zuschauen.

Im weißen Raum taucht man zum Beispiel in die Milch ein, um die spannende Arbeit der Bakterien und Kulturen zu verstehen, und beim Blick in die Produktionsanlagen und Reiferäume kann man erleben, warum Käse unterschiedlich schmeckt und wie diese besonderen Gaumenfreuden ihren ganz individuellen Charakter erlangen. Für die optimale Reifung sorgt allerdings ein versteckter Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg. „Unser Käse braucht es feucht, dunkel und kalt“, sagt Messner, „denn nur in einem solchen Klima können Pilze und andere Mikroorganismen entstehen, sich ausbreiten und ihm Charakter verleihen.“ Spricht’s und reicht das nächste Verkostungsstück: Hofers Albtraum von Capriz, ein Weichkäse aus Ziegen- oder Kuhmilch. Während seiner vierwöchigen Reifung wird der Käse jeden zweiten Tag gewendet, so dass sein schöner weißer Schimmelrasen wachsen kann. Am Ende der Reifung wird er mit „Pineau de Charentes“ (einem französischen Cognac) und Südtiroler Schüttelbrot affiniert. Wirklich deliziös, doch ein wahrer Alptraum für den Freiheitskämpfer Andreas Hofer: Südtiroler Käse mit französischen Cognac …

6. Speckgin und Sparadies

Zum exzellenten Käse gehört natürlich auch ein exzellenter Speck. 28 Hüter der Qualität. So viele Hersteller dürfen ihren Südtiroler Speck g. g. A. als solchen auszeichnen und verkaufen. Sie haben sich zum Südtiroler Speck Konsortium zusammengeschlossen, mit dem Ziel, die überlieferte Handwerkskunst und vor allem die strikte Einhaltung der traditionellen Methode der Südtiroler Speckherstellung zu bewahren. Dabei werden zwei Methoden zu einer: Salz und Lufttrocknung, wie im Norden üblich, verbinden sich mit Würzen und Räuchern, so wie man es im Süden macht.

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Karin Steiner aus Rasen im Antholzner Tal ist diplomierte Speckexpertin.

Nur vier Betriebe des Konsortiums haben sich landesweit der Produktion von originalem Südtiroler Bauernspeck verschrieben, im Pustertal sind es gerade einmal zwei. „Die Herstellung von Bauernspeck unterliegt nämlich noch strengeren Qualitätskriterien, darunter die Auswahl der Ferkel, die gentechnikfreien Futtermittel beim Bauern, die Schlachtung, die Verarbeitung des Fleisches, die Lagerung und schließlich der Verkauf“, sagt Karin Steiner von der Metzgerei Steiner in Rasen. Die diplomierte Speckexpertin lädt jeden Mittwoch zur Speckverkostung in eine luxuriös umgebaute Scheune, die neben den Metzgereiverkaufsräumen auch mehrere neue Suiten beherbergt, die das Zimmerangebot des sich anschließenden Hotels Adler, das von ihrem Bruder Anton geführt wird, komplettieren. „Gerade der Bauernspeck bedient einen exklusiven Gaumen, die Mengen sind begrenzt“, erklärt Karin Steiner. „Wir stellen ihn deshalb sehr milde her, legen Wert auf einen niedrigen Salzgehalt, die richtigen Naturgewürze und eine optimale Räucherung.“ Probieren darf man auch den Speckgin – etwas gewöhnungsbedürftig, aber die vorher zur Speckverfeinerung verwendeten Wacholderbeeren verleihen dem hochprozentigen Trendgetränk in der Tat eine ganz neue, äußerst interessante Geschmacksdimension.

6. Grandiose Seitenblicke

Distanz schafft Nähe. Ein dichtes Netz markierter Wanderwege, Steige und Klettersteige durchzieht die bizarren Bergwelten der Sextener Dolomiten. Es deckt die ganze Bandbreite von kinderwagenfreundlichen Touren bis zu Freeclimbing-Abenteuern ab. Am eindrucksvollsten wirkt das Herzstück der Dolomiten jedoch aus der Entfernung. Eine leichte, wunderschöne Wanderung führt vom Parkplatz Brückele im Naturpark Fanes-Sennes-Prags über die Plätzwiese gemächlich nach oben auf die Strudelköpfe, wo Umsichtige unter anderem die Drei Zinnen, die Cristallo Gruppe, den Seekofel oberhalb des Pragser Wildsees und die Hohe-Gaisl-Nordseite im 360-Grad-Blick haben. Eine weitere klasse Trasse führt vom Kreuzbergpass aus auf die Nemes-Alm, die einen grandiosen Blick auf die Sextener Dolomiten mit der so genannten Sextener Sonnenuhr (so wird die Reihe der Berggipfel genannt) bietet.

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Beliebtes Ausflugsziel: der Toblacher See im Hochpustertal.

8. Hanfnudeln und Vintage-Rennräder

Ideale Ausgangspunkte für die beiden Miniaturtouren sind die hübschen Bergorte Sexten, Innichen, Toblach und Prags. Von diesen Orten sind die beschriebenen Wandergebiete auch mit öffentlichen Bussen erreichbar. Wer das Hochpustertal mit dem Rennrad oder E-Bike ertdecken möchte, ist dagegen im Hotel Adler in Niederdorf bestens aufgehoben. Zum einen, weil Hausherr Christian Pircher selbst leidenschaftlicher Radler ist, die Routen im Tal und über die Pässe wie kein Zweiter kennt und aus dem ehemaligen Tanzlokal – der früheren „Adler-Disco“ eine kleine Werkstatt gemacht hat, wo nicht nur er selbst an Oldtimer-Rennrädern oder modernen Drahteseln herumbastelt, sondern auch seine Gäste. Und zum anderen, weil Hausherrin Helene Markart fantastisch, ja geradezu magisch kocht. Kein Wunder also, dass sie ihre traditionellen, mit viel Kreativität verfeinerten Rezepte im Buch „Magische Küche der Dolomiten“ festgehalten hat. Eine Bibel für Feinschmecker mit einem Faible für kulinarische Authentizität auf höchstem Niveau – allein die Hanfnudeln mit Graukäse und die superzarte Kalbsleber …

9. Reiterparadies

Der Tolderhof ist dem nicht nur wegen seiner ausgezeichneten Küche sehr empfehlenswerten 4-Sterne-Hotel Post in Olang angeschlossen und zählt zu den größten Ferien-Reiterhöfen in Südtirol. Viel Wert wird auf die artgerechte Haltung der 25 Warmblut- und Haflingerpferde gelegt. Neben Einsteiger- und Longe-Stunden und Ausritten durch die wunderschönen Almlandschaften zu Füßen des Kronplatz werden auch Kutschfahrten angeboten. Selbstverständlich gibt es auch Boxen für eigene Pferde der Gäste sowie zwölf geräumige Ferienwohnungen direkt am Reiterhof.