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Landschaftlich beeindruckende Biketour von Garmisch-Partenkirchen zum Isarursprung im Karwendel

Landschaftlich beeindruckende Biketour von Garmisch-Partenkirchen zum Isarursprung im Karwendel

© Fotos: Katrin Böckelen

Wo entspringt eigentlich die Isar? Als Münchner Kindl habe ich mir diese Frage schon früh gestellt. Schließlich spielt sie hier in der bergnahen bayerischen Hauptstadt eine große Rolle. Sie prägt seit jeher das Erscheinungsbild der Stadt sowie des Umlandes. Aber auch das Leben ist mit dem viertgrößten Fluss Bayerns eng verbunden. In den Sommermonaten dient die Isar als Ruheoase, Badeplatz und Treffpunkt.

Als Städter genießt man ausgiebig die Auszeit in der Natur. Dazu gehört auch eine Floßfahrt von Wolfratshausen nach München. Dienten die Flöße ursprünglich als Transportmittel für Bauholz, erlebte sie ab 1903 ein Comeback für Vergnügungsfahrten. Bis es allerdings so weit ist, muss sie über hundert Kilometer zurücklegen. Kaum zu glauben, dass die Isar ihren Ursprung weit hinten im Karwendel hat. Zwischen Moosbänken plätschern kleine Quell-Bäche im kiesgesäumten Bachbett, welche sich alsbald zum Wildfluss vereinigen. Hier beginnt die Isar ihren jungfräulichen Lauf. Mit dem Rad zum Isarursprung ist daher ein besonderes Erlebnis …

Etappe 1: Von Garmisch zum Geroldsee. 10 km, 240 hm. Die Tour beginnt in der Altstadt von Garmisch-Partenkirchen, in der historischen Ludwigstraße. Da wir keine Lust haben, neben der frequentierten Bundesstraße auf dem Radweg zu fahren, nehmen wir die ruhige, aber etwas steilere Alternative über die Gsteigstraße „alte Gsteig“. Die Straße spendet im Wald wohltuenden Schatten, der an heißen Sommertagen Abkühlung verspricht. Zudem sind wir bei der Auffahrt quasi alleine, da nur Anwohner die Straße nutzen und sie bei Radfahrern eher unbekannt ist.

Nach fünf Kilometern ist die Ruhe allerdings dahin und wir müssen auf dem Radweg an der Bundesstraße weiter hinauf zum Geroldsee. Wir fahren am Ortsschild Kaltenbrunn vorbei, bevor wir den kleinen Weiler „Gerold“ erreichen. Es geht an den urigen Bauernhöfen vorbei über eine schottrige Forstraße, bevor wir das idyllische Ufer des schönsten Moorsees der Alpen erreichen. Es ist das Paradies auf Erden: Eingebettet zwischen Wald und Wiesen, ähnelt die Landschaft einer kitschigen Fotomontage. Denn hinter dem Geroldsee erhebt sich majestätisch die Wettersteinkette sowie das Karwendel.

Von der gemütlichen Liegewiese aus ist sogar das Zugspitzmassiv zu sehen. Doch der massive Ansturm, wie ihn an Wochenenden der Eibsee erlebt, bleibt zum Glück aus. Die geringe Frequentierung hängt auch mit dem Überangebot an Seen in der Region zusammen. Der nächste See ist nur einen Steinwurf entfernt. Er ist auch unser nächstes Highlight auf unserer Tour zum Isarursprung.

2. Etappe: Vom Geroldsee über den Barmsee nach Mittenwald. 15,5 km, 190 hm. Wir fahren am Ufer entlang und folgen dem Schotterweg. Am Ende des Sees steilt die Straße plötzlich auf. Es wird so steil, dass die Räder meines Mountainbikes kurzzeitig durchdrehen. Wer sein Rad liebt, der schiebt? Das gilt nicht für mich. Schweißüberströmt komme ich auf der Anhöhe an. Meine Eltern machen es mir gleich und beißen sich durch. Nun mündet die Straße in einen schmaleren Pfad, der im Wald verschwindet.

Ein kurzer Blick hinunter lässt mein Downhiller-Herz höher schlagen. Der Weg fällt steil ab, zudem erschweren glatte Holzstreben, Wurzeln und größere Steine die Abfahrt. Ich schwinge mich aufs Bike und schon lässt mich die Schwerkraft kurzzeitig ans Limit kommen. Bremsen hilft in dem Gefälle kaum noch, also muss die Line stimmen, um keinen Sturz zu riskieren. Für mich ein Klacks. Alle anderen Biker schieben hinunter. Unten angekommen erklären sie mich für verrückt: Doch steil ist halt auch geil!

Auf einem schmalen, aber gut ausgebauten Wanderweg gelangen wir an das Ufer des Barmsees. Das Naturschauspiel am größten See der Alpenwelt Karwendel ist beeindruckend. Da er am Fuße der Berge südwestlich von Krün inmitten unberührter Natur liegt, spiegeln sich die Silhouetten der umliegenden Karwendelberge auf seiner glitzernden Oberfläche. Auf dem Drei-Seen-Wanderweg können Gerold-, Barm- und Grubsee nacheinander erkundet werden. Ideal zum Schwimmen an heißen Sommertagen! Ein gemütlicher Radweg führt vom Barmsee durch den Wald nach Krün. Kurz danach kreuzen wir die Bundesstraße.

Es geht die Anhöhe hinauf zur kleinen Kapelle „Maria Rast“, die sich als perfekter Brotzeitplatz erweist. Ab hier beginnt ein grandioser Weg über die Buckelwiesen. Die asphaltierte Straße wird von Autos kaum befahren, daher eignet sie sich als wunderbare Alternative zum Radweg an der Bundesstraße. Es handelt sich um eine Art Höhenrücken, auf dem es stetig bergauf geht, dafür eine herrliche Rundumsicht bietet. Auf beiden Seiten der Straße sorgt das Gebimmel der Kuhglocken für die perfekte Untermalung unserer landschaftlichen Eindrücke.

Neben uns ragt das felsige Dammkar mit der imposanten westlichen Karwendelspitze (2.385m) empor. Kurz unterhalb ihres Gipfel befördert die bekannte Karwendelbahn Touristen in die karstige Gebirgswelt, welche auf einem gut ausgebauten Rundwanderweg erkundet werden kann. Mittenwald ist zum Greifen nah. Auf den letzten zwei Kilometer fahren wir über die Staatsstraße hinab in den malerischen Luftkurort, vorbei am kleinen, aber feinen Schmalensee.

3.Etappe: Von Mittenwald nach Scharnitz: 6,5 km, 50 hm. Angekommen in Mittenwald, gönnen wir uns ein leckeres Eis. Anschließend verlassen wir den quirligen und für seine Lüftlmalereien bekannten Alpen-Ort. Wir nehmen den einsamen Schotterweg; ein Teilstück, der Mittenwald und Scharnitz verbindet und entlang der Isarauen verläuft. Der einsame Weg führt an Latschen und blühenden Wiesen entlang, wo sich Insekten sowie Vögel im Sonnenschein tummeln. Es ist ein landschaftlich toller Abschnitt entlang der jungen Isar nahe der Grenze. Hebt man seinen Blick, sieht man die Felstürme der Karwendelgipfel. Ohne merklichen Höhengewinn können sich die Beine vor dem Finale erholen.

4.Etappe: Von Scharnitz zum Isarurspurng. 13km, 250hm. Die Grenzgemeinde Scharnitz gehört zum Bezirk Innsbruck-Land des Bundeslandes Tirol. Das kleine Dorf beheimatet ca. 1390 Einwohner und wird auch westliches Tor zum Karwendel genannt. Von hier betritt man den größten Naturpark Österreichs. Von Scharnitz aus lässt sich der bekannte Isarursprung am besten per Bike besuchen. Zurück gehts meist bergab, bis auf einen kleinen Gegenanstieg. Ein gut ausgebauter, breiter Schotterweg verläuft entlang der rauschenden, wilden Isar; somit braucht man kein Fully. Es reicht auch ein Hardtail oder Gravel-Bike!

Wir biegen links vor der Kirche ab und fahren bis ans Ende von Scharnitz. Wegweiser machen uns die Orientierung leicht, denn der Isarursprung ist definitiv kein Geheimtipp. Es geht zunächst flach, dann länger steil bergauf. Bevor die Straße ins Hinterautal abzweigt, bewundern wir den Ausblick auf die zerklüftete Schlucht vor uns, die einem Canyon gleicht. Unten im Talboden bahnt sich die Isar in Schlangenlinien ihren Weg. Die anschließende Abfahrt mit Blick auf die Bergriesen genießen wir sehr, bevor es stetig leicht bergauf geht.

Die kristallklare Isar ist hier noch ein jungfräulicher Wildfluss, der sich ungehindert ins Tal stürzt. Kaum zu glauben, dass dieser kleine Strom nach ca. 130 Kilometern und zahlreichen Zuflüssen (Loisach, Würm und Amper) zum viertgrößten Fluss Bayerns anwächst. Das Hinterautal lebt von Kontrasten. Wir kommen an idyllischen Weideplätzen mit Fleckvieh vorbei. Im Hintergrund ragen die imposanten Felstürme des Karwendelgebirges empor. Immer wieder zweigen kleine Pfade vom Hauptweg ab, von denen die wenigsten markiert sind.

Für alpine Naturliebhaber ist diese ursprüngliche Bergwelt ein Abenteuerspielplatz. Viele anspruchsvollen Karwendelgipfel, wie z. B. die Kaltwasserkarspitze (2.733m), sind weder beschildert noch markiert. Deren Wege müssen selbstständig mithilfe von GPS, guter Orientierung und Steinmännchen gefunden werden. Der Erschließer des Karwendels „Hermann von Bart“ war als Alleingänger bekannt und bestieg 1870 88 Karwendelgipfel. Ohne Wege oder jegliche Infrastruktur waren diese Besteigungen lebensgefährlich und tollkühn. Sein Zitat: „Wer mit mir geht, sei bereit zu sterben“ lässt erahnen, wie ernst es ihm mit seinen Erstbesteigungen war.

Hier am Isarursprung, zwischen glucksenden Quellen, plätschernden Bächlein, feuchten Moosen und imposanten Felswänden lässt es sich auf eine der Holzbänke perfekt abschalten und das Karwendel-Ambiente ausgiebig genießen. Wer einstellige Temperaturen nicht scheut, sollte wie ich einen Sprung in eine der glasklaren, erfrischenden Gumpen wagen. Der Kreislauf kommt richtig in Schwung. So kann die Rückfahrt nach Scharnitz mit einem gewaltigen Frische-Kick erfolgen.

 

GUT ZU WISSEN

 Biketour leicht  Exposition // Alle 4-5 Stunden  Isarursprung (1.173m)

Fakten zur Tour // 58 km, 950 hm.
Schwierigkeit // Leicht.
Land // Österreich; Tirol.

Orientierung // Von Garmisch-Partenkirchen über die Gsteigstraße nach Gerold zum Geroldsee und von dort weiter zum Barmsee. Über die Bundesstraße an der Kapelle Maria Rast vorbei auf dem aussichtsreichen Höhenrücken. Auf einem kleinen Teilstück auf der Bundesstraße nach Mittenwald. Durch den Ort, Richtung Scharnitz. Entlang des Schotterweges durch die Isarauen. In der Gemeinde Scharnitz an der Kirche links den Schildern „Karwendeltäler“ folgen. An den Parkplätzen vorbei, nun Richtung Isarursprung. Nach den letzten Häusern gehts länger steil bergauf, bis das Holzkreuz vor der Abzweigung erreicht wird. Links hinein ins Hinterautal bis der Isarursprung erreicht wird. Mit dem Bike wieder zurück nach Scharnitz und dort in die Bahn nach Garmisch HB (Umstieg in Mittenwald).

Anreise // Von München über die Garmischer A95 bis nach Garmisch-Partenkirchen. In der Straße vor dem „Bikeverleih“ befinden sich kostenlose Parkplätze.
Parkplatz // Straße vor dem Netto: Mittenwalder Straße 3a.
Kosten // 

Ausrüstung // Bike, Helm, Verpflegung, Geld.
Beste Jahreszeit // Mitte Mai bis Oktober (witterungsabhängig).

TIPP // Natürlich kann die Strecke auch gemütlich mit dem E-Bike zurückgelegt werden. Räder können bequem direkt am Start der Tour im Bikeladen „Bikeverleih“ in Garmisch-Partenkirchen ausgeliehen werden. Eine Reservierung davor ist unbedingt erforderlich! Ab 35 Euro. www.bikeverleih.de

TIPP2 // Hungrige Rückkehrer können sich nach der anstrengenden Biketour zum Isarursprung am Ortsrand von Scharnitz im „Cafe Länd & Bikeverleih“ stärken. Der Imbiss liegt direkt an der Straße zu den Karwendeltälern und bietet preisgünstige regionale Gerichte an. Die Kuchen sind eine Wucht! Von Freitag bis Sonntag geöffnet.