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Im Vanil Noir

„M & M“: Wanderführerin Marlyse (l.) und ihr Gast Marion am Joch zwischen Selle Morteys und Tête de l‘Herbette. – Ohne Scheu: Ein Einzelgänger sitzt kurz unterhalb des Steigs zum Gipfel des Vanil Noir

„M & M“: Wanderführerin Marlyse (l.) und ihr Gast Marion am Joch zwischen Selle Morteys und Tête de l‘Herbette. Ohne Scheu: Ein Einzelgänger sitzt kurz unterhalb des Steigs zum Gipfel des Vanil Noir. © Fotos: Enno Kapitza

Das gleichnamige Naturschutzgebiet am höchsten Berg des Kanton Freiburg ist die Heimat einer großen Steinbockkolonie. Auf der Suche nach ihnen begegnet man Gämsen, hört Pfiffe der scheuen Murmeltiere, schreitet an vielen von knapp 500 Pflanzenarten vorbei und sieht dabei viele Vertreter der 73 dort ansässigen Schmetterlingsarten an Alpenblumen saugen

Zwei Adler, Schutzwesen gleich, kreisen weit über uns, als sich Marion nun doch über die Schlüsselstelle zum Gipfel des Vanil Noir wagt. Unter ihr gähnt ein Hunderte Meter tiefer Abgrund. Die spärlichen Tritte über der Pas de la Borière genannten Stelle sind mit einer Stahlkette gesichert. Nerven aus gleichem Material oder in dem Fall viel Zuspruch von unserer Wanderführerin Marlyse und mir braucht sie jetzt, um die kurze, sehr ausgesetzte Felspassage zu queren. Ihren erleichterten Jubelschrei nach der Mutprobe echot einer der Greifvögel mit seinem Ruf. Weitere fünfzehn luftige, aber unschwere Minuten Aufstieg später stehen wir zu dritt in der abendlichen Sommersonne auf dem Berg, der diesem Naturschutzgebiet in den kalkigen Voralpen des Kantons Freiburg seinen Namen gegeben hat. Im Westen liegt, einem Meer gleich, der Genfer See im Gegenlicht, nach Norden öffnet sich die Ebene der Region Gruyère und des Kantons Freiburg, im Süden stehen vergletscherte Bergriesen.

Auf der Suche nach Steinböcken im Naturschutzgebiet Vanil Noir mit Wanderführerin Marlyse Rauber und Marion Schaal: Steinbock auf der La Crête, dem Grat zwischen Tête de l`Herbette und Vanil Noir

– Game on Throne: Der König der Alpen schaut über sein Land.

Ein bunter Distelfalter sitzt auf dem grasdurchsetzten, steinigen Boden neben dem Gipfelkreuz, Marion schaut ihm träumerisch und dankbar hinterher, als er uns gemächlich fortflatternd den Gipfel überlässt. Ein Vertreter von 73 teils bedrohten Schmetterlingsarten, die man hier auf sieben Quadratkilometern neben 497 verschiedenen Pflanzenarten gezählt hat. Die letzte Zählung der Steinbockpopulation im Jahr 2017 ergab 157 Tiere. Ein Prachtexemplar davon hatten wir erst vor einer Stunde auf seinem felsigen Thron bewundert.

– 1 Bock auf steil: Trittsicher ohne Netz und doppelten Boden. – 2 Am eisernen Faden: Marion kurz nach der ausgesetzten Schlüsselstelle am Pas de la Borière.

– 1 Bock auf steil: Trittsicher ohne Netz und doppelten Boden. – 2 Am eisernen Faden: Marion kurz nach der ausgesetzten Schlüsselstelle am Pas de la Borière.


– 1 Pflanzenkunde mit Marlyse. – 2 Kürzer geht es nicht: Wiesenwittwenblume mit Sumpfhornklee-Widderchen. – 3 Alpenbetonien. – 4 Ein essbares Brennnesselblatt wird zuvor am Hosenbein entschärft.

– 1 Pflanzenkunde mit Marlyse. – 2 Kürzer geht es nicht: Wiesenwittwenblume mit Sumpfhornklee-Widderchen. – 3 Alpenbetonien. – 4 Ein essbares Brennnesselblatt wird zuvor am Hosenbein entschärft.


– Marlyse erfrischt sich am Wasser des Riau des Morteys, dessen Lauf immer wieder im karstigen Gestein verschwindet.

– Marlyse erfrischt sich am Wasser des Riau des Morteys, dessen Lauf immer wieder im karstigen Gestein verschwindet.

Was hier schon ein wenig wie das Ende eines Märchens klingt, begann vor sehr vielen Jahren: Es war einmal der letzte Steinbock der Schweiz, der 1809 erlegt wurde. Der damalige Aberglaube besagte, dass alle Körperteile des Königs der Alpen Heil- und Schutzkräfte hätten. Insbesondere das Horn und die Herzklappen. Da die Tiere keinen Fluchtinstinkt haben, waren sie leichte Beute für Jäger. Nur noch im italienischen Gebiet um den Gran Paradiso gab es eine allerletzte Population des „Königs der Alpen“. Da nun aber ein Menschenkönig, Vittorio Emanuele II. weiterhin exklusiv Jagd auf Steinböcke machen wollte, ließ er diese von einer erfahrenen Wildhütertruppe schützen. Ausgerechnet sein egoistischer Jagdtrieb rettete die Art vor dem Aussterben. Bald gab es in des Königs großem Revier weit über dreitausend Tiere. Weil er und auch sein Nachfolger keines davon abgeben wollten, fing man Anfang des 20. Jahrhunderts an, Jungtiere in die Schweiz zu schmuggeln. Dort wurden sie teils per Flasche aufgezogen, bevor sie in den Bergen ausgesetzt wurden, um dort wieder ansässig zu werden.

Es war im Jahr 1966, dass die Freiburger Sektion von Pro-Natura, der größten Naturschutzorganisation der Schweiz, am Vanil Noir eine erste Pflanzenschutzzone erwirken konnte. Später kaufte sie fast zehn Quadratkilometer des Gebiets auf, weitere knapp fünf Quadratkilometer Fläche konnten sie vertraglich binden. Seit 1983 ist es ein offizielles Naturschutzgebiet. Im Jahr 2017 zählte man dort 157 Steinböcke und Steingeißen.

Die gute Fee unserer Tour ist Wanderleiterin Marlyse Rauber. Mit profundem Wissen über Kräuter, Blumen und Tiere sowie ansteckend gut gelaunter Ruhe führt sie uns südseitig auf der Suche nach Steinböcken durch das Tal Vallon des Morteys, immer weiter hinauf zum Herz des „Schwarzen Gipfels“, dem Vanil Noir. Der Naturpark, einer von insgesamt zwanzig in der Schweiz und ein gesetzlich geschütztes Gebiet im frankophonen Bezirk Gruyère, ist voller Fabelwesen. Gämsen, Murmeltiere, Steinböcke sowie freundlicher, meist französisch parlierender Menschen, die sich am Berg „bonjour“ wünschen und selbst über der alpinen Duzgrenze von 1000 Meter Meereshöhe siezen. Die Bergwiesen stehen in artenreicher Blüte, aus der der hochwachsende Gelbe Enzian nicht zu übersehen ist. Marlyse weist uns auf den kleinen, violetten Alpensteinquendel und seine aphrodisierende Wirkung hin, zeigt uns den Guten Heinrich, der als Spinat der Berge gilt, pflückt ein Brennnesselblatt, reibt es am Hosenbein und kaut es, preist die Heilwirkung dieser Pflanze und auch die des Gelben Enzians. Sie lässt uns an Wildem Thymian riechen und führt uns auf diese Art kurzweilig zur „La Crête“, einem felsigen, ausgesetzten Grat, auf dessen Nordseite ein einzelner Steinbock sitzt.

Wie ein meditierender Eremit oder einsamer König auf seinem Thron wirkt das große, unscheue Tier, dem ich mich in leichter, ausgesetzter Kletterei etwas nähere, um ihn, Vittorio Emanuele II. gleich, abzuschießen. Natürlich nur mit meiner Kamera und ohne es zu stören. Ihro Alpenmajestät schenkt mir gnädig einen Blick in die Linse. Danach schaut er wieder über die weiten Ebenen zu seinen rutschfesten Hufen. Wir verzichten darauf, den weglosen, ausgesetzten Grat zu überklettern und nähern uns dem Gipfel über einen markierten, aber immer steiler und wilder werdenden Steig.

– Happy Peak! Marlyse (l.) freut sich, dass Marion glücklich den schwierigen Vanil Noir gemeistert hat.

– Happy Peak! Marlyse (l.) freut sich, dass Marion glücklich den schwierigen Vanil Noir gemeistert hat.


– 1 Garstig karstig: Schwieriges Gelände unterhalb des Tête de l‘Herbette auf dem Weg zum Gipfel des Vanil Noir. – 2 Marlyse am ausgesetzten Pas de la Borière. – 3 Nicht ohne, aber gut zu dritt gemeistert: Blick zurück auf die Schlüsselstelle Pas de la Borière. – 4 Abstieg ins Vallon des Morteys.

– 1 Garstig karstig: Schwieriges Gelände unterhalb des Tête de l‘Herbette auf dem Weg zum Gipfel des Vanil Noir. – 2 Marlyse am ausgesetzten Pas de la Borière. – 3 Nicht ohne, aber gut zu dritt gemeistert: Blick zurück auf die Schlüsselstelle Pas de la Borière. – 4 Abstieg ins Vallon des Morteys.

Die Kalksteinfelsen sind hier oben rippenförmig tief ausgewaschen, stellenweise nur wenige Zentimeter breit. Behutsam bewegen wir uns im Habitat der Steinböcke auf unseren zwei Beinen und mit Hilfe unserer Hände fort. Marion, die bis jetzt noch fröhlich und staunend den Bergtag genossen hat, wird stiller. Manch ausgesetzte Stelle hat sie nun schon zweifeln lassen, ob sie es bis zum Gipfel schaffen möchte. Für die eingangs erwähnte Schlüsselstelle muss sie auch im Abstieg noch einmal ihre innere Grenze weit überwinden.

Auf der Suche nach Steinböcken im Naturschutzgebiet Vanil Noir mit Wanderführerin Marlyse Rauber und Marion Schaal: Steingeissen in der Abenddämmerung

Auf der Suche nach Steinböcken im Naturschutzgebiet Vanil Noir mit Wanderführerin Marlyse Rauber und Marion Schaal: Steingeissen in der Abenddämmerung

Das späte Abendlicht beleuchtet indes mit seinem Zauberlicht die alpine Landschaft. Auf „La Crête“ steht ein Steinbock, den wir gerade im Abstieg vom Gipfel im Karstgelände noch äsend gesehen hatten. Mühelos steht er oben im Rampenlicht und beobachtet uns bei unserem staksigen Abstieg. Ein Jungtier folgt ihm über den steilen Fels nach oben, dann verschwinden beide hinter dem Grat.

Marions Anspannung fällt nach den letzten Stunden schwerer Passagen ab, als wir wieder auf einem normalen Steig sind. Kurz nachdem sie sich vom Berg dankbar verabschiedet, sehe ich sie aus dem Augenwinkel stürzen. In einem Moment von Unachtsamkeit ist sie auf dem vermeintlich leichten Steig gestolpert. Der Hang ist hier noch so steil, dass sie in ihrem Fall Fahrt aufgenommen und sich wohl ernsthaft verletzt hätte. Aber sie prallt mit ihrem Rucksack auf einen Fels, der ihren kurzen Sturz abfängt. Mit nur wenigen Blessuren, aber gehörigem Schreck steht sie dankbar wieder auf.

Wir beschließen, nach dem langen Bergtag beim Abstieg noch auf der Cabane des Marindes einzukehren. Ende der Sechzigerjahre wurde die ehemalige Viehhütte mit dem ortstypischen geschwungenen Schindeldach zu einer von ehrenamtlichen Alpenvereinsmitgliedern wechselnd bewarteten Selbstversorgerhütte umgebaut. Dort bekommen wir eine Gemüsesuppe, eine große Kante Gruyère-Käse von der nahegelegenen Alm und kaltes Bier.

Im letzten Abendlicht sitzen wir mit einem sympathisch gemischten Publikum vor der Hütte. Ein junges, frisch verliebtes Paar genießt sein Käsefondue, dessen Zutaten es sich selbst hier hochgebracht hatte, eine Kalifornierin kommt aus dem Schwärmen über die Szenerie kaum noch raus, einige Familien haben ihre üppige Brotzeit auf den Tischen ausgebreitet. Eine Herde Gämsen steht auf einer steilen Almwiese weit oben am beleuchteten Gegenhang. Die Gastlosen, eine dolomitenartige Bergkette, stehen gleichfalls imposant im Süden.

Auf dem Abstieg zum Wanderparkplatz sind wir dann wieder allein, als vor uns eine Herde von beinahe zwanzig Steingeißen unseren Weg kreuzt. Lautlos stehen wir uns im dämmrigen Abendschatten gegenüber. Nach kurzem Innehalten trotten sie mühelos den steilen Gegenhang hinauf und verlieren sich im Felsgewirr.

– 1 Say Cheese: Junges Paar aus der Region beim Käsefondue auf der Cabane des Marindes. – 2 Hoch die Humpen: Bierwerbung à la Suisse. – 3 Im Süden die Gastlosen: Abendlicht auf den „Saanenländer Dolomiten“.

– 1 Say Cheese: Junges Paar aus der Region beim Käsefondue auf der Cabane des Marindes. – 2 Hoch die Humpen: Bierwerbung à la Suisse. – 3 Im Süden die Gastlosen: Abendlicht auf den „Saanenländer Dolomiten“.


– 1 Kommen Sie rein, können Sie rausschauen: Gastraum der Cabane des Marindes. – 2 Harte Tür: Gatter zur Cabanes des Marindes. – 3 Wirte fürs Wochenende: Jaqueline und Alexandre auf der Cabane des Marindes. – 4 Einkehr mit Schwung: Schindeldach der Cabane des Marindes. – 5 „Deux cafés, s‘il vous plaît!“

– 1 Kommen Sie rein, können Sie rausschauen: Gastraum der Cabane des Marindes. – 2 Harte Tür: Gatter zur Cabanes des Marindes. – 3 Wirte fürs Wochenende: Jaqueline und Alexandre auf der Cabane des Marindes. – 4 Einkehr mit Schwung: Schindeldach der Cabane des Marindes. – 5 „Deux cafés, s‘il vous plaît!“

Unser erster Kaffee des Folgetags auf der Cabane de Bounavaux belebt uns nach einem dreiviertelstündigen Morgenaufstieg vom Parkplatz. Der Vanil Noir, dem wir uns heute nordseitig nähern wollen, ist in Wolken gehüllt. Auf dem steilen Steig dorthin überholt uns nach der Pause ein Vater mit seinen zwei erwachsenen Söhnen im strammen Tempo. Zwischen hoch stehendem Almgras und Alpenblumen sehe ich einen Steinbock uns direkt entgegenkommen. Wie ein Bote scheint er uns etwas mitteilen zu wollen, eher er wenige Meter vor uns den Steig verlässt und weiter absteigt. Der Himmel wird dunkler, den ersten Donner ordne ich noch als Flugzeuggrollen ein. Ein Gewitter am frühen Morgen war nicht vorhergesagt, aber kurze Zeit später blitzt es im tiefschwarzen Himmel. Wir haben gerade noch Zeit, unsere Regensachen überzuziehen, um dann rasch im strömenden Regen und bei näher kommendem Donner den steilen Steig wieder abzusteigen.

– Rampenbock auf der „La Crête“.

– Rampenbock auf der „La Crête“.

Das Unwetter zieht seine Kreise über dem Vanil Noir. Abgesehen von der Regen- und Graupelwand, durch die wir zur Hütte gehen, bleiben wir verschont. Auch diese Cabane ist von ehrenamtlichen Mitgliedern des SAC bewartet. Ein großes, einfaches Bettenlager, in der Küche steht ein großer Topf Gemüsesuppe auf dem Herd, die Teilzeitwirte und ihre Gäste sind herzlich. Es herrscht eine familiäre Atmosphäre. Ein Mann hat sein Alphorn mit hochgebracht.

So schnell wie das Gewitter aufkam, so rasch hatte es sich wieder verzogen. Wir sind trotzdem froh, dass wir abgestiegen sind. Gewitter am Berg ist eine Red Flag und das steile Gelände hier oben bei Nässe zu gefährlich. Wir denken kurz an die drei Männer, die nicht abgestiegen sind, hoffen, dass es ihnen gutgeht.

Das Alphorn ertönt, die Sonne schneidet durch die aufgeklarte Luft, der Vanil Noir ist wieder wolkenfrei. In einer Felswand gegenüber lösen zwei Gämsen Steinschlag aus.

Nach einem kurzen Rundgang durch die Hütte bekommen wir noch ein Glas Wein angeboten. Marion lehnt dankend ab, ich hingegen kann nicht widerstehen. Was gestern schon wie ein Märchen begann, endet mit dieser Szenerie. Die Töne des Alphorns schallen uns von der Felswand noch leise hinterher, als bei unserem Abstieg die Hütte schon aus dem Blick ist. Ich verstehe nun, wieso dieser Sound zu den Bergen gehört.

– 1 Ein Bock als Gärtner: Einzelgänger in saftigen Almwiesen am Vanil Noir. – 2 Come rain I shine: Marion bleibt trotz Platzregens gut gelaunt. – 3 Magical Mystery Tour: Im Gewitter am Vanil Noir.

– 1 Ein Bock als Gärtner: Einzelgänger in saftigen Almwiesen am Vanil Noir. – 2 Come rain I shine: Marion bleibt trotz Platzregens gut gelaunt. – 3 Magical Mystery Tour: Im Gewitter am Vanil Noir.


– 1 Kein Bammel vor Gebimmel: Marion entspannt zwischen Almkühen. – 2 Happy Hut! Christelle, Fred, Fabrice und Melanie haben die Cabane de Bounavaux eine Woche bewartet. – 3 Koch und Topf: Fabrice mit Gemüsesuppe. – 4 Bertrand bläst sein Alphorn auf der Cabane de Bounavaux.

– 1 Kein Bammel vor Gebimmel: Marion entspannt zwischen Almkühen. – 2 Happy Hut! Christelle, Fred, Fabrice und Melanie haben die Cabane de Bounavaux eine Woche bewartet. – 3 Koch und Topf: Fabrice mit Gemüsesuppe. – 4 Bertrand bläst sein Alphorn auf der Cabane de Bounavaux.

Wir bleiben stehen, stützen uns auf unsere Stöcke. Ich schließe meine Augen. In dieser Kulisse, mit den Bildern der zwei Tage im Kopf, wird mir wieder gewahr, wie einfach und schön intensives Leben geht. Und warum Berge uns Menschen jedes Mal von Neuem so in ihren Bann ziehen, uns manchmal an unsere Grenzen führen und wir so an ihnen wachsen.

Wie bei unserer guten Fee Marlyse, die uns gestern durch den langen Tag geführt hatte. Sie erzählte uns, dass ihre Eltern nur einmal im Jahr mit ihr und den acht Geschwistern auf eine Bergtour gingen. Es war immer die gleiche, weil der Vater Freunde auf einer bestimmten Hütte besuchen wollte. Mehr Zeit und Energie hatten sie nicht, weil sie in der Landwirtschaft beschäftigt waren.

Eine ihrer älteren Schwestern nahm sie später auf eine Skitour mit. Seitdem ist sie den Bergen verfallen und kommt immer wieder. Und mindestens einmal im Jahr auch ins Vanil Noir, zu den Fabelwesen und Heilpflanzen.

Gut zu wissen

Das Vanil Noir ist ein Naturschutzgebiet von Pro-Natura in den Voralpen des frankophonen Kantons Freiburg.

Man kann sich dem Gipfel des Vanil Noir sowohl vom Norden als auch vom Süden nähern. Für eine Besteigung sind Trittsicherheit, bei Schwindelfreiheit und alpiner Erfahrung nötig.

Hauptmotivation für eine Reise in das Gebiet ist aber sicherlich die artenreiche Flora und Fauna, für die man nicht den Gipfel des Vanil Noir besteigen muss.

Zwei SAC Hütten, die abwechselnd von Ehrenamtlichen bewartet werden, bieten einfache Unterkunft in Lagern und Getränke, aber nur einfache Kost oder die Möglichkeit zur Selbstversorgung an: Im Vallon des Morteys die Cabane des Marindes, im Vallon de Bounavaux die gleichnamige Cabane. Beide findet man unter: www.cas-gruyere.ch/de/huetten
Tipp: Man kann seine KäsefondueMischung und sein Brot selbst hochtragen, das Fonduegeschirr wird gestellt.

Von der Cabane des Marindes kann man abends in ca. einer Stunde auf den Übergang ins Vallon de Bounavaux steigen, wo man mit hoher Wahrscheinlichkeit Steinböcke im Abendlicht beobachten kann. Generell empfiehlt es sich, am frühen Morgen oder späteren Nachmittag unterwegs zu sein, wenn Steinböcke und -geißen sowie Gämsen aktiver sind.

Die Anreise empfiehlt sich mit dem Auto zu den Wanderparkplätzen Les Baudes oder zum Parking Gros Mont. Die Zufahrt zu beiden Parkplätzen, vor allem zum Gros Mont, sind eng und steil.

Der Aufstieg zu beiden Hütten ist hingegen problemlos und nicht ausgesetzt.
Ebenfalls unkritisch ist der Aufstieg von der Cabane de Bounavaux auf den Vanil de l‘Ecri, der südlich des Vanil Noir liegt.