Von den geheimnisvollen Rauhnächten bis zur ausgelassenen Fasnacht präsentiert Bernd Römmelt in seinem eindrucksvollen Bildband eine faszinierende Welt uralter Winterbräuche der Alpen. Der bekannte Fotograf und Ethnologe dokumentiert rund 35 Traditionen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien und Slowenien – viele davon seit Jahrhunderten lebendig, manche fast vergessen.
Die magischen Rauhnächte: Mystik zwischen den Jahren
Die Rauhnächte gelten in der Alpenregion als eine der geheimnisvollsten Zeiten des Jahres – eine Schwelle zwischen den Welten. Römmelt zeigt eindrückliche Szenen dieses uralten Brauchtums: Räucherrituale, Schutz- und Segenshandlungen, Orakelbräuche und die Vorstellung der „Wilden Jagd“.
Krampus, Perchten & Teufelsgestalten: Archaische Kräfte im Alpenwinter
Kaum ein Ritual ist so bekannt wie der Krampuslauf, bei dem furchteinflößende Gestalten durch die Dörfer ziehen. Auch die Perchten, mit ihren kunstvollen Holzmasken, Fellgewändern und Glockengeläut, gehören zu den eindrucksvollsten Figuren des Alpenbrauchtums. Römmelts Fotografien zeigen die maskierten Gestalten in voller symbolischer Kraft – mal wild und bedrohlich, mal festlich und traditionsbewusst.
Verborgene Traditionen: Vom Bärbeletreiben bis zur Wilden Jagd
Besonders wertvoll ist Römmelts Blick auf weniger bekannte Rituale. Dazu gehören:
- Bärbeletreiben – ein alter „Frauengestalten“-Brauch aus Bayern und Schwaben
- Die Wilde Jagd – ein mythologischer Geisterzug, der in vielen Alpenregionen tradiert wird
- Klosn- & Klöcklerläufe, Schön- und Schiachperchten, Buttnmandl und viele mehr
Diese Riten sind oft nur regional erhalten und werden meist von kleinen Dorfgemeinschaften gepflegt – Römmelt dokumentiert sie mit ethnografischem Feingefühl und fotografischer Präzision.
Zwischen Kultur, Mythos und Identität: Die ethnologische Einordnung
Begleittexte erläutern:
- historische Wurzeln der Winterbräuche
- regionale Unterschiede
- christliche und vorchristliche Einflüsse
- soziale Bedeutung für die Dorfgemeinschaften
So entsteht ein lebendiger Eindruck einer Kultur, die zwischen Glauben, Gemeinschaft und gelebter Tradition pulsiert.
Alpenwinter in Bildern: Fotografische Intensität und atmosphärische Tiefe
Römmelts Bildsprache fängt die archaische Power dieser Rituale ein – vom lodernden Feuerschein bis zu schneebedeckten Berglandschaften, von wilden Maskentänzen bis zu stillen Momenten alter Zeremonien.
Der Bildband bietet:
- spektakuläre Naturaufnahmen
- detailreiche Maskenportraits
- stimmungsvolle Nachtfotografien
- authentische Szenen aus Dörfern und Tälern
Ein atmosphärisches Eintauchen in eine Welt, die trotz Moderne tief verwurzelt bleibt.
Fazit: Ein außergewöhnliches Porträt des Alpenbrauchtums.
Mit seinem Bildband erschafft Bernd Römmelt eine beeindruckende Dokumentation der Winterbräuche des Alpenraums. Die Verbindung aus packender Fotografie und fundierter Ethnologie macht das Werk zu einer wertvollen Quelle für Kulturinteressierte, Alpenfans, Volkskundler und Fotografieliebhaber.

Der Krampus- und Buttnmandllauf in Berchtesgaden im Dezember
Bereits am ersten Advent sammelt sich diese Strohbuttnmandlbass auf einem kleinen Hügel nahe Loipl, dem Ort im Berchtesgadener Land, wo das Buttnmandllaufen beginnt. © Foto: Bernd Römmelt/Knesebeck Verlag

Der Goldegger Perchtenlauf im Salzburger Land, am 1. Januar
Der Goldegger Perchtenlauf ist ein alter Einkehrbrauch, der erst 1995 wiederbelebt wurde. Damals diente eine Schönperchtenmaske aus dem 18. Jahrhundert aus dem Österreichischen Museum für Volkskunde den Goldeggern als Vorlage für ihre Kostümierung. © Foto: Bernd Römmelt/Knesebeck Verlag

Die Schnabelperchten im Raurisertal, 5. Januar
Im Raurisertal findet kurz nach Neujahr ein seltsamer Brauch statt, bei dem vogelartige Gestalten mit langen Schnäbeln von Haus zu Haus ziehen, um zu kontrollieren, ob die Wohnungen sauber und ordentlich sind. © Foto: Bernd Römmelt/Knesebeck Verlag

Die Mullen und Matschgern in den Martha-Dörfern (Tirol, Österreich) im Fasching
Die MARTHA-Dörfer Mühlau, Arzl, Rum, Thaur und Absam sind das Zentrum des Mullens und Matschgerns. Auch bei diesem archaischen Fastnachtbrauch geht es darum, den Winter zu vertreiben. Ein Melcher beim Plattler – unglaublich, wie hoch er sein Bein schwingen kann. Die Melcher in ihren kurzen Lederhosen stehen in einigen Dörfern für den Sommer (zum Beispiel in Rum), andernorts für den Frühling (zum Beispiel in Thaur). © Foto: Bernd Römmelt/Knesebeck Verlag

Der Karneval von Schignano
Schignano am Faschingsdienstag. Ein Belli schreitet stolz und eitel durch die engen Gassen des kleinen Ortes oberhalb des berühmten Comer Sees. © Foto: Bernd Römmelt/Knesebeck Verlag

Der Karneval der Coumba Freida von Mitte Januar bis Faschingsdienstag
Am Fuße des Großen St. Bernhard hat sich einer der farbenprächtigsten Fastnachtsbräuche im gesamten Alpenraum erhalten. Den kalten Winden, die durch das Tal fegen, verdankt der Karneval seinen Namen »Coumba Freida« (»Eisiges Tal«). © Foto: Bernd Römmelt/Knesebeck Verlag

Das Faschingsrennen in der Krakau (Steiermark, Österreich)
Am Damischen Montag (Rosenmontag) steht das abgelegene Krakautal Kopf. Der Grund: das Faschingsrennen, das als einer der ältesten Bräuche der Steiermark gilt. Der bunte Zug auf dem Weg zum nächsten Hof: Vorne läuft der Wegauskehrer, dahinter Schell- und Glockfaschinge. Einmal im Jahr an zwei aufeinanderfolgenden Tagen wird der kleine, beschauliche Ort Bagolino mit seinen knapp 4.000 Einwohnern zum Schauplatz einer traditionsreichen Karnevalsveranstaltung, bei der sich alles ums Tanzen dreht. © Foto: Bernd Römmelt/Knesebeck Verlag

Der Traminer Egetmann-Umzug (Südtirol, Italien) am Faschingsdienstag
Jedes zweite Jahr verwandelt sich der ansonsten beschauliche Südtiroler Weinort Tramin in ein einziges Tollhaus. Riesige, furchterregende Wesen mit gehörnten Fellköpfen ziehen durch die engen Gassen und schnappen wild um sich. © Foto: Bernd Römmelt/Knesebeck Verlag
Bernd Römmelt
Maskenzauber und Dämonentanz
Alpenbräuche zwischen Mystik und Tradition
Gebunden, 264 Seiten, mit 180 farbigen Abbildungen.
Preis: 40 Euro.
www.knesebeck-verlag.de
Bernd Römmelt, geboren 1968, ist waschechter Münchner und arbeitet seit 2001 als freiberuflicher Fotograf und Reisejournalist. Besonders gern ist er für seine Arbeit in den Alpen und im hohen Norden unterwegs. Er verbringt mehr Zeit im Jahr unterwegs in der Natur und den Bergen, als in seiner Heimatstadt. Seit 25 Jahren fotografiert Bernd Römmelt bereits Bräuche im Alpenraum – einige immer wieder, manche ein einziges Mal bzw. als einer von sehr wenigen Fotografen überhaupt. Viele seiner Bilder wurden bereits prämiert, so auch beim wichtigsten und prestigeträchtigsten Naturfotowettbewerb der Welt, dem Wildlife Photographer of the Year Award.





