ANZEIGE

Klassik Radio App für Klassik und Filmmusik

Österreichs Wanderdörfer – der Wilde Kaiser

Wilder KaiserUm den Wilden Kaiser ranken sich viele Mythen und Geschichten. © Manuel Bialucha

Die spannendsten Geschichten rund um den Wilden Kaiser: Gipfelbücher aus Weinflaschen, ein Teufelsthron und die älteste Einsiedelei Tirols

Österreichs Wanderdörfer sind mit insgesamt 47 Mitgliedsregionen – von Vorarlberg bis zum Burgenland – die absoluten Experten, wenn es um besonders magische Momente in den Bergen geht. Um den Wilden Kaiser ranken sich besonders viele Mythen und Geschichten.

Der Koasa Much – der Mann, der die Gipfelflaschen durch Gipfelbücher ersetzte

Eigentlich hieß der Koasa Much Michael Wieser und war in den 1920er-Jahren Schuldirektor in Kitzbühel. Als leidenschaftlicher Alpinist schwänzte er ab und zu die Schule, um eine seiner waghalsigen Klettertouren am Wilden Kaiser zu unternehmen. Mit seinen Kameraden von der legendären Kitzbüheler Edelweißgilde, die er selbst 1925 gegründet hatte, erklomm er sämtliche 40 Gipfel des Wilden Kaisers. Ihm ist es zu verdanken, dass auf allen 40 Gipfeln des Wilden Kaisers Gipfelbücher ausliegen. Denn bis dahin hinterließen die Wanderer sogenannte Gipfelflaschen – leere Weinflaschen, in die sie Karten steckten, um ihren Gipfelsieg zu dokumentieren. Von den ersten Gipfelbüchern des Koasa Much gibt es noch heute etliche Fotografien.

Das legendäre Bergsteigergrab des Koasa Muchs bei einer Sonnenaufgangswanderung erwandern

Koasa Much

Beeindruckend ist eine Sonnenaufgangswanderung zum Bergsteigergrab des legendären Koasa Muchs © Foto: Manuel Bialucha

Die Regalmwand war der Lieblingsgipfel des Koasa Muchs im Wilden Kaiser und sollte seine letzte Ruhestätte werden. „Die Wand soll mein Grabstein sein“, steht deshalb auf seinem Grab. Und seine Beisetzung im Jahr 1952 war eine der letzten außerhalb eines Friedhofs – damals begleitet von einem jungen Ministranten namens Toni Sailer. Gäste können heute, 67 Jahre nach seinem Tod, einmal wöchentlich an einer geführten Sonnenaufgangswanderung teilnehmen. Nach einer 1,5-stündigen Wanderung kommt man von der Wochenbrunner Alm zum sogenannten Bergsteigergrab auf dem Baumgartenköpfl auf 1.563 Meter am Fuße der Regalmwand. Wenn die ersten Sonnenstrahlen die Felsspitzen des Wilden Kaisers und in der Ferne den schneebedeckten Gipfel des Großglockners anstrahlen, versteht man, warum der Koasa Much unbedingt hier, am Fuße seines Lieblingsberges, beerdigt werden wollte.

Den Koasa Trail zwischen Himmel und Hölle neu entdecken: Start mit einem Besuch der Einsiedelei

Gmailkapelle

Bereits seit 1696 gibt es die Eremitage Maria Blut. Wanderer können die Kapelle besuchen und Schwester Wilbirg treffen, die seit über zehn Jahren die Einsiedlerin ist © Foto: Sportalpen

Knapp 1.000 Höhenmeter tiefer, am Niederkaiser, ein Gebirgszug, der dem Wilden Kaiser vorgelagert ist, können Wanderer auf dem sogenannten Koasa Trail Einblicke sowohl in das himmlische Leben als auch in das Reich des Teufels gewinnen. Insgesamt 79 Kilometer, verteilt auf fünf Tagesetappen, führt der Weitwanderweg zu den schönsten Naturschauplätzen der Region St. Johann in Tirol. Gleich auf der ersten Etappe wird es himmlisch, denn auf einer Lichtung liegt idyllisch eine Einsiedelei, die seit 300 Jahren permanent von Einsiedlern bewohnt wird. Bereits seit 1696 gibt es die Eremitage Maria Blut. Seit über zehn Jahren ist Schwester Wilbirg, vom Orden der Kreuzschwestern, eine den Franziskanern nahestehende Ordensgemeinschaft, die Einsiedlerin. Sie freut sich über Wanderer, die der Kapelle einen Besuch abstatten. Einige Wanderkilometer weiter gelangt man zur Gmailkapelle. Sie wirkt, als würde sie direkt aus dem Felsen des Niederkaisers hervorkriechen. Ihr Altarbereich im Inneren ist direkt in den Stein gehauen.

Auf der dritten Etappe das Steinlabyrinth des Teufels durchwandern

Teufelsgasse

Auf der dritten Etappe findet man das Steinlabyrinth des Teufels. Der Sage nach hat sich der Teufel höchstpersönlich dieses Steinlabyrinth in den Berg geschlagen, damit sich die sündigen Seelen darin verirren © Foto: Sportalpen

Nach dem himmlischen Beistand am Anfang des Weitwanderwegs wird es auf der dritten Etappe höllisch gruselig. Am Eingang des Kaiserbachtals thront die äußerlich schmucklose hölzerne Teufelskapelle auf einem Felsblock. Der Weg führt weiter durch einen Mischwald zur sagenumwobenen Teufelsgasse. Angeblich hat der Teufel höchstpersönlich dieses Steinlabyrinth in den Berg geschlagen, damit sich die sündigen Seelen darin verirren. Tatsächlich ragen die Felswände rechts und links des Pfades hoch hinauf. An manchen Stellen finden sich in den Stein geschlagene Inschriften, die Soldaten im 2. Weltkrieg hier hinterlassen haben. Einige Wanderer meinen noch heute, in der Teufelsgasse die Wehklagen der verirrten Seelen zu hören.

Bequem weitwandern mit Gepäcktransport

Der Weitwanderweg Koasa Trail startet in St. Johann in Tirol und endet in Oberndorf. Übernachtet wird jeden Abend in Hotels oder Pensionen im Tal. Von Oberndorf kommt man nach der fünftägigen Wanderung mit dem Bus wieder zurück nach St. Johann. Fünf Nächte inklusive Gepäcktransport kosten ab 599 Euro pro Person.

Weitere Informationen: www.wanderdoerfer.at