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Eine sonnenverwöhnte Genusstour führt auf den beliebten Wetterkreuzkogel in den Stubaier Alpen

Wetterkreuzkogel (2.591 m) in den Stubaier Alpen

Das Kühtai ist wohl eines der schneesichersten Skigebiete Tirols. Dabei handelt es sich um kein Gletschergebiet! Auf dem bei Rennradfahrern und Bikern beliebten Kühtaisattel befördern 12 Lifte die Schneehungrigen bis auf 2.520 m. Die Höhe ist der Garant für Skispaß bis Mitte April. Wer es einsamer mag, kommt auf den vielen Skitouren abseits des Skizirkuses auf seine Kosten. In nur 2,5 Kilometern Entfernung befindet sich eine der landschaftlich schönsten sowie beliebtesten Touren dieser Region: der Wetterkreuzkogel!

Gestartet wird auf 1.710 Metern am Wander- und Tourengeherparkplatz unweit des Kühtais. Vorbei am Speichersee, hinab Richtung Ötztal. Der Parkplatz befindet sich nach ca. 2,5 Kilometern in einer Kurve hinter der dritten Brücke. An schönen Wochenendtagen kommt die kleine Parkbucht an ihre Grenzen, denn die Tour auf den Wetterkreuzkogel erfreut sich reger Beliebtheit. Der Grund: Sonnenverwöhnte Hänge, viele Abfahrtsvarianten, ein großartiges Panorama, zudem ist die Tour mit 870 Höhenmetern nicht allzu lang. Wer kann da schon widerstehen?

Ich habe das Privileg, unter der Woche bei perfekten Bedingungen losziehen zu können. Sprich Kaiserwetter und Neuschnee! Der letzte Schneefall ist nur ein paar Tage her und die kalten Temperaturen haben den Pulver gut konserviert. Da lacht das Powderherz! Doch zuerst müssen wir uns als Tourengeher wie immer die Abfahrt im Aufstieg verdienen.

Zu Beginn wartet eine steile, etwas unangenehme Waldpassage auf uns. An schneearmen Tagen kann dieser Abschnitt im Aufstieg etwas herausfordernd sein, wenn die Spur vereist oder recht rutschig ist. Harscheisen können in dieser Situation gute Dienste leisten … Vor allem ist Vorsicht in der Abfahrt geboten. Die engen Kurven lassen teilweise wenig Spielraum. Eine sichere Abfahrtstechnik ist definitiv von Vorteil, doch auch weniger versierte Skifahrer werden ihren Weg ins Tal finden. Nach dem Motto: Irgendwie kommt man immer runter!

Die Schneelage macht es uns heute jedoch relativ einfach, der Untergrund ist schön griffig. Nach 45 Minuten haben wir es auch schon geschafft, der Wald lichtet sich. Das Terrain wird nun flacher, gibt den Blick auf die wunderbaren Hänge vor uns frei. Das Wörgetal besticht durch sein coupiertes Gelände, mit skifreundlichen Mulden, Rinnen und Senken. Eine große Spielwiese, die zum Variantenfahren einlädt!

Nachdem wir am gelben Wegweiser vorbeigekommen sind, folgen wir nun der gut sichtbaren Spur über einen flachen Rücken. Mit den Fellen fahren wir rechts, ein kurzes Stück zur kleinen Holzhütte hinunter. Anschließend steigen wir den Hang querend, nordöstlich durch das flache Hochtal immer weiter auf. Eingerahmt von markanten Felswänden ergibt sich ein spannungsreicher Kontrast.

Linker Hand ragt nun vor uns die Hintere Karlesspitze (2.641 m) auf. Sie wird in den Tourenberichten gerne als zusätzliche Gipfeloption angepriesen. Wenn sie heute gespurt ist und wir dazu einen sicheren Eindruck der vorherrschenden Bedingungen haben, werden wir uns dieser konditionelle Zusatzaufgabe gerne stellen! Die Triebschneeansammlungen sind jedoch nicht zu unterschätzen. Bei einem 3er auf der Lawinenskala sollte Pulverschnee mit Zurückhaltung genossen werden …

Die Spur zieht nun homogen, in einem sanften Auf und Ab weiter hinauf Richtung Wetterkreuzkogel. Genau richtig, um die wilde Bergwelt ringsum genießen zu können, ohne dabei außer Atem zu kommen. Westlich von uns zieren in den Schnee gezauberte Locken die perfekt geneigten Hänge. Bald werden wir ebenfalls unsere Spuren im unberührten Tiefschnee hinterlassen …

Doch zuerst wartet der Gipfelsturm, welcher noch ca. 200 Höhenmeter andauert. Der Felsriegel vor uns macht ein Durchkommen auf direkter Linie unmöglich. Dieser wird deshalb etwas steiler, in einem weiten Linksbogen umgangen. Nach der kurzen Geländestufe befinden wir uns im finalen Gipfelhang des Wetterkreuzkogels, den wir in einigen Spitzkehren unschwierig bezwingen.

Das Kreuz befindet sich hinter der Kuppe, nicht wie üblich auf dem höchsten Punkt, sondern etwas weiter unten. Dafür trohnt das hölzerne, dreiarmige Gipfelkreuz auf einer Aussichtskanzel der Extraklasse: Tief verschneite, hoch aufragende Berge, Gipfel, Grate, Felswände so weit das Auge reicht! Gegenüber erheben sich die majestätischen Ötztaler Alpen und im Norden präsentieren sich die westlichen Gipfel der Mieminger Kette. Wahrlich ein Augenschmaus!

Nach einer ausgiebigen Gipfelrast steht uns der schönste Teil der Tour bevor: Locken ziehen im feinen Pulverschnee. Das kupierte, weitläufige Gelände lässt Platz für Varianten. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, hält sich entlang der Aufstiegsspur. Daneben bieten herrliche, nordseitig ausgerichtete Hänge interessante Abfahrtsmöglichkeiten.

Wir entscheiden uns nach den ersten feinen Schwüngen, den frühen Tag sowie die perfekten Bedingungen noch etwas auszunutzen und steigen östlich etwa 300 Höhenmeter auf. Vorhin im Aufstieg hatten wir ausreichend Zeit, das Gelände genauer unter die Lupe zu nehmen. Da wir heute die Qual der Wahl haben, fällt uns die Entscheidung nicht leicht. Wir wählen einen westlich ausgerichteten Hang, der bis jetzt von Skifahrern verschont geblieben ist.

Und tatsächlich: Unser Powdernäschen hatte mal wieder den richtigen Riecher! Federleichter, fluffiger Schnee wirbelt mir Schwung für Schwung ins Gesicht. Für einen kurzen Moment verschmelze ich mit dieser wunderbaren Materie, gehe mit der Natur eine Symbiose ein. Über mir erstreckt sich zudem ein endloser, makellos blauer Himmel. Diese unschlagbare Kombination ist definitiv der Garant für Glückseligkeit. Wir schweben für ein paar Sekunden im Powderhimmel bevor es auch schon vorbei ist …

Nach diesem High-Erlebnis erreichen wir auch schon bald die Waldgrenze und damit verbunden die Abfahrt durch den Steilwald. Flowfaktor gleich Null. Doch wir sind routinierte Skifahrer, die mit solchem Gelände bestens vertraut sind. Trotz der guten Schneelage werden unsere Ski, oder besser gesagt die Beläge, etwas in Mitleidenschaft gezogen. Einige Stellen wurden bis zum Waldboden abgeschabt, da lässt sich der ein oder andere Steinkontakt leider nicht vermeiden. Das beeinflusst allerdings nicht im geringsten unsere gute Laune, sind wir doch in Gedanken immer noch oben im unberührten Pulverschnee …

GUT ZU WISSEN

Ausrichtung // N/O/S  Skitour 2:30 h    Leicht

Ort // Stubaier Alpen, Kühtai.
Art // Skitour, kann auch mit Schneeschuhen begangen werden.

Schwierigkeit // Überwiegend leicht. Im unteren Teil etwas unangenehm, da ein steiler Waldgürtel bewältigt werden muss. Danach befindet man sich im mäßig steilen Gelände.

Orientierung // Vom Parkplatz Issbrücke im Steilwald hinauf bis zur Waldgrenze. Von dort kurz hinab zu einer Hütte, danach westlich den Hang querend, bis sanftes Terrain erreicht wird. Anschließend über kupiertes Gelände bis zu einem Felsriegel, der links umgangen wird. In einigen Spitzenkehren den Gipfelhang empor, bis zum höchsten Punkt. Das Gipfelkreuz liegt ungewöhnlicherweise versetzt, etwas weiter unten. Abfahrt wie Aufstieg oder eine der zahlreichen Varianten. Zusatzoption: Hintere Karlesspitze (2.641 m), deren Hänge sind allerdings anspruchsvoller sowie lawinengefährdeter.

Beste Jahreszeit // Dezember bis April.
Einkehrmöglichkeit // Auf der Tour keine. Auf dem Rückweg bietet sich der Forellenhof an (siehe Tipp).

Anreise // Die A12 Inntalautobahn in Kematen verlassen und ins Sellraintal bis nach Kühtai fahren. Von dort noch ca. 4,5km weiter Richtung Ochsengarten, vorbei am Speicher Längental bis zum Parkplatz bei der Issbrücke – es ist die 3. Brücke nach dem Stausee.
Parkplatz // Nach 2,5km in der Kurve (Parkbucht Issbrücke)
Kosten // –
Mit den Öffentlichen: Von Kematen Kirche in einer Stunde mit dem Bus 4166 bis zur Station: Kühtai, Dortmunder Hütte. Von dort umsteigen, in den Bus 4196 Ochsengarten Bergbahn, bis zur Station: Kühtai Issbrücke. Fahrplan beachten!

Ausrüstung // Skitourenequipment, LVS-Ausrüstung.

TIPP // Wer nur am Wochenende Zeit hat und es einsamer mag, kann auf weniger frequentierte Touren in der Umgebung ausweichen. Zu empfehlen ist die kurze Tour auf den Schafzöllen (2400 m), die Hintere Karlesspitze von Süden oder der anspruchsvollere Sulzkogel vom Finstertaler Speichersee (3016 m).
Wer im Anschluss Einkehren möchte, sollte dazu unbedingt nach Haggen fahren, um dort im urigen Forellenhof eines ihrer ausgezeichneten Spezialitäten der Tiroler Küche zu probieren. Hier gibt’s erwiesenermaßen die besten Spinatknödel!!!

Öffnungszeiten:
Donnerstag bis Samstag von 10:30 Uhr bis 20:30 Uhr
Sonn- und Feiertage von 10:30 Uhr bis 17:30 Uhr