Brescia, am Südrand der Alpen gelegen und nach Mailand zweitgrößte Stadt der Lombardei, feiert die italienische Oper: mit großen Stimmen, draußen und zum Nulltarif
OPER ÜBERALL
Innenhöfe und Balkons, der Garten der Burg, die Ruine des römischen Tempels – wenn Brescia einmal im Jahr die Festa Dell ‘Opera feiert (7. Juni 2025), werden die schönsten Orte der Stadt zur Bühne. Vor allem junge Talente, die am Anfang einer vielversprechenden Karriere stehen, geben Kostproben ihrer begnadeten Stimmen. Es ertönen Arien aus Opern wie „Tosca“, „La Traviata“ oder „Madame Butterfly“. Von Sonnenaufgang bis nach Mitternacht schwelgt Brescia in der Musik der großen italienischen Komponisten: Bellini, Puccini, Verdi … Zuhören und Schauen ist kostenlos. Wer mag, kann den ganzen Tag lang von einer Darbietung zur nächsten spazieren.
Programm 2025 unter www.festadellopera.it

Um Mitternacht: Großes Finale der Festa Dell ‘Opera

Festa Dell ‘Opera: Bei Tagesanbruch: Auftakt an der Burg (oben). Gärten, Höfe, Balkons – alles wird „teatro“
SUPERLATIVE
Brescias Markenzeichen sind seine imposanten Plätze. Einer davon ist die Piazza Paolo VI., benannt nach einem aus Brescia stammenden Papst. Hier buhlen gleich zwei Kathedralen um Bewunderung: der Neue Dom mit seiner Marmor-Barockfassade und der markanten Kuppel, die Italiens dritthöchste ist. Daneben ein mittelalterliches Juwel – ein fast tausendjähriger romanischer Rundtempel, weltweit der größte seiner Art.

Piazza Paolo VI.: Ein Platz, zwei Kathedralen
AM PULS DER ZEIT
Im Herzen der Altstadt residiert das alteingesessene Albergo Orologio, ein charmantes Hotel mit freundlichem Service. Benannt ist es nach der Torre di Orologio, Brescias Uhrenturm aus dem 16. Jahrhundert. Dieses Wahrzeichen steht an der vornehmen Piazza della Loggia, nur ein paar Schritte vom Orologio entfernt.

Brescia: Am Puls der Zeit – das „Orologio“ 1893
KUNST & GESCHMACK
Langweilig wird ein Bummel durch die Altstadtstraßen nie. Dafür sorgen schon die Auslagen der vielen kleinen Geschäfte. Wer den Feinkost-Supermarkt Italmark an der Piazza della Vittoria betritt, dem offenbart sich die komplette Genusspalette der Lombardei: Käse, Wurstwaren und gut gereifter Schinken locken neben Pasta, Antipasti, süßen und pikanten Konfitüren. Nur wenige Schritte vom Schlemmerparadies entfernt baumelt schwere Kunst über den Köpfen der Passanten – die Nashornskulptur von Stefano Bombardieri.
italmark.it, www.comune.brescia.it

Süßmäulchen hereinspaziert! Nashornskulptur. Feinkost-Supermarkt an der Piazza della Vittoria
IN FEIERLAUNE
Ausgehen, Freunde treffen, das Leben feiern – das ist ein Lebensmotto der Bresciani (sprich: Bresch-ani), der Einwohner dieser Stadt. Egal ob Bar, Fine-Dining-Restaurant oder rustikale Trattoria – hier finden alle ihr Lieblingslokal. Oder gleich mehrere davon. Wir haben es uns in der Osteria del Savio schmecken lassen und unter anderem die leckeren Teigtäschchen Casoncelli probiert. Im Ristorante Nineteen fiel die Wahl auf ein 4-Gänge-Menü im Mini-Format – köstlich! Einen guten Cappuccino gibt es an jeder Ecke. Einen „Pirlo“ auch. So heißt Brescias aus Campari und Weißwein gemixte Antwort auf den Aperol Spritz.
www.osteria-delsavio.com, www.nineteen19.it

Brescia: Man is(s)t gern draußen

Edelfisch und Edel-Ambiente im Ristorante Nineteen (oben). Morgens ein Cappuccino und ein „Pirlo“ zum Aperitif
THEATRALISCH
Das Teatro Grande am Corso Zanardelli war eines der ersten öffentlichen Theater Italiens. Seit über 300 Jahren wird das Publikum an diesem Ort von Bühnenkünstlern und Orchester unterhalten. 1904 feierte Puccinis „Madame Butterfly“ hier Uraufführung. Heute lockt das Haus mit Sprech- und Tanztheater, Oper und Konzerten. Wer auf sich hält und es sich leisten kann, besitzt eine eigene Loge. Wenn die Inhaber selbst keinen Gebrauch davon machen, kommen auch die Karten für die vornehmen privaten Plätze in den freien Verkauf. Staunen lässt das über und über mit Fresken geschmückte Foyer. Außerhalb der Vorstellungszeiten ist es ein Café – ideal für formvollendete Shopping-Pausen.

Teatro Grande: Hier geht der Blick „durch die Decke“
GESCHICHTE SPÜREN
Das heutige Stadtmuseum Santa Giulia war im Mittelalter ein Nonnenkloster für Benediktinerinnen. Ins Leben gerufen hatte es das letzte Herrscherpaar der Langobarden, jener „langbärtigen“ Nordlichter, die vom 6. bis ins 8. Jahrhundert über weite Teile Italiens herrschten. Ein Hauch noch fernerer Geschichte umweht die Ruine des Kapitolinischen Tempels. Errichtet im Jahr 73, lag er im Herzen von Brixia. So nämlich hatten die Römer die Stadt einst genannt.

Teatro Grande: Grandezza pur. Römer-Tempel. Langobardenkloster. (v.l.n.r.)
1000 MEILEN
Jedes Jahr im Frühling findet in Brescia die Mille Miglia statt. Was heute ein Schaulaufen historischer Sportwagen ist, hat 1927 als Leistungsschau brandneuer Boliden begonnen. Marken wie Alfa Romeo, Ferrari und Mercedes konkurrierten auf der 1000-Meilen (Mille = 1000, Miglia = Meilen)-Strecke von Brescia nach Rom und zurück um Tempo-Rekorde. Die Piazza della Vittoria ist heute wie damals Start- und Ziel und Treffpunkt für Autofans.

Brescia: Im Mille-Miglia-Fieber

Brescia im Mille-Miglia-Fieber