In einer kleinen, aber feinen Werkstatt im malerischen Ausseer Land wird ein Handwerk gepflegt, das fast in Vergessenheit geraten wäre. Im Familienbetrieb von Peter Wach wird die Kunst des Seidenhanddrucks von Generation zu Generation weitergegeben
In Bad Aussee befindet sich eines der letzten Unternehmen, die sich der Kunst des Stoffhanddrucks widmet. In der Werkstatt von Peter Wach wird mit höchster Präzision und viel Hingabe Seide bedruckt – jedes Stück ein Unikat. „Mein Vater, Sepp Wach, hat das Unternehmen 1971 gegründet. Schon als Kind war ich von den Farben und den Mustern fasziniert“, erzählt Peter Wach, der den Betrieb seit 2012 in zweiter Generation führt. Doch obwohl das Handwerk schon immer Teil seines Lebens war, entschied er sich zunächst für einen anderen Berufsweg und absolvierte eine Ausbildung zum Maschinenschlosser. Heute kann er beide Welten – Technik und Kunst – miteinander verbinden, indem er unter anderem die feinen Druckstempel, die so genannten „Modeln“ aus Messing, selbst repariert.

Peter Wach wird von seiner Mutter Marietta tatkräftig unterstützt.
Die Kunst des Handdrucks hat im Ausseer Land eine lange Tradition. Im 19. Jahrhundert zogen die Handdrucker von Hof zu Hof, um Textilien zu bedrucken. „Mein Vater war einer der ersten, der sich auf Trachtenstoffe spezialisiert hat“, erzählt Wach. Verwendet wird ausschließlich reine, weiße Seide, die seit Jahrzehnten vom selben nachhaltigen Lieferanten aus China bezogen wird. „Die Qualität der Seide ist entscheidend, denn unsere Farben sind genau auf den Stoff abgestimmt.“ Zum Drucken wird der Stoff auf spezielle Tische gespannt, die viereinhalb Meter lang und einen Meter breit sind – nicht breiter, weil die Druckerinnen und Drucker ihre Arme nicht weiter ausstrecken können. Mit Lineal und Bleistift wird das Muster zunächst auf die Seide skizziert. „Wir mischen unsere Farben immer selbst, so dass jeder Farbton einzigartig ist“, erklärt Wach. Die Farben werden auf ein breites Filzkissen aufgebracht und dann mit den Modeln auf den Stoff übertragen. Das Verfahren ist zeitaufwändig: Um vier Meter Stoff zu bedrucken, benötigt man einen halben Arbeitstag. Nach dem Drucken werden die Stoffe zum Trocknen aufgehängt und kommen schließlich in einem Fixierschrank bei 120 Grad, um die Farben lichtecht und waschbeständig zu machen.

Messingmodel mit Blumenmotiv. / Werkzeuge für den Seidenhanddruck. / Jede Farbe entsteht aus einer individuellen Mischung flüssiger Pigmente, die in die Grundpaste eingerührt werden. / Mit höchster Sorgfalt werden zunächst die Grundmuster wie Streifen auf die Seide gedruckt. / Die Modeln übertragen die Farben auf den Stoff
Jedes dieser handbedruckten Unikate ist das Ergebnis von Geduld, Erfahrung und viel Liebe zum Detail. „Unsere Modeln stammen noch aus den 1970er-Jahren, als mein Vater sie sammelte. Diese feinen Stempel sind das Herzstück unserer Arbeit“, erklärt Wach. Die Kunst des Modelstechens beherrschen heute nur noch wenige – selbst moderne 3D-Techniken können die filigranen Muster der Originale nicht nachbilden. Deshalb ist die Pflege der Modeln besonders wichtig. „Wir müssen sie regelmäßig reinigen und ausbessern, damit die Muster präzise bleiben.“

Die großen Stempelkissen sind aus Filz. / Nach dem Druck werden die Stoffe zum Trocknen aufgehängt. / Jeder Stoffdruck erfordert Augenmaß, Präzision und Geduld. / Im Verkaufsraum können Kunden
die bedruckten Stoffe, Tücher und
Accessoires bewundern. / Die Werkstatt befindet sich einem über 400 Jahre alten Haus in der Bahnhofstraße.
Anders als große Stoffdruckereien, die auf hohe Mindestbestellmengen angewiesen sind, bietet der Betrieb von Peter Wach seinen Kunden die Möglichkeit, in kleinen, individuellen Stückzahlen zu drucken – ein Luxus, den Designer zu schätzen wissen. „Viele namhafte Trachtenfirmen vertrauen auf unsere präzise Handarbeit. Aber auch kleine Schneidereien und Privatkunden kommen immer wieder zu uns, um ihre eigenen Wünsche umzusetzen“, erzählt er. Die größte Freude bereiten ihm Kunden, die mit alten Stoffen oder Mustern zu ihm kommen. „Es gibt Kunden, die vor 40 Jahren eine Schürze oder ein Tuch bei meinem Vater gekauft haben und jetzt das gleiche Design noch einmal haben möchten. Das können wir realisieren, weil wir die Originalmodeln noch haben“, sagt Peter Wach stolz.
Trotz der tief verwurzelten Tradition setzt Wach auch auf Innovation. Derzeit arbeitet er an einem Online-Shop, um das handwerkliche Können einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. „Wir sind gespannt, wie das angenommen wird. Aber ich glaube, dass die Menschen den Wert des Handwerks erst richtig verstehen, wenn sie das Produkt in den Händen halten.“

Die Dirndlstoffe entstehen nach Wunsch der Kunden und sind wahre Unikate. / In der Werkstatt von Peter Wach werden jährlich 5000 bis 6000 Meter Seide bedruckt; ein Meter kostet rund 110 Euro.
Der Betrieb ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie traditionelles Handwerk auch im digitalen Zeitalter seinen Platz finden kann. Die Kombination aus handwerklicher Präzision, modernem Design und persönlichem Service sorgt dafür, dass Peter Wach und seine Familie mit ihrem Unternehmen auch in Zukunft eine wichtige Rolle in der Welt des Textildrucks spielen werden. Peter Wach ist optimistisch: „Mein Sohn ist noch jung, aber ich hoffe, dass er sich eines Tages auch für das Handwerk interessiert und die Tradition weiterführt. Vielleicht findet er neue Wege, um die Kunst des Handdrucks zu bewahren und weiterzugeben.“ Die Zukunft des Bad Ausseer Seidenhanddrucks scheint in guten Händen.