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Alpengletscher – Eiswelten

Furgg-Gletscher, Schweiz

© Fotos: Jürgen Merz

Unter der Oberfläche der schmelzenden Alpengletscher verbergen sich die Gletscherhöhlen. Während diese spektakulären Gebilde im Sommer für Besucher kaum zugänglich sind, eröffnen sie im Winter eine Welt voller Magie und Schönheit

Die Alpen sind ein wahres Paradies für Abenteurer und Naturliebhaber. In den kalten Wintermonaten bieten sie eine besondere Attraktion für jene, die bereit sind, sich in die frostige Kälte zu wagen, um die Gletscherhöhlen zu erkunden. Die bizarren, unterirdischen Gebilde sind das Ergebnis eines stetigen Wechselspiels zwischen Eis und Wasser, das über Jahrhunderte hinweg gedauert hat. Die Entstehung dieser Gletscherhöhlen ist ein faszinierender Prozess. Im Sommer schmelzen die Eismassen aufgrund steigender Temperaturen und schaffen so einen ständigen Fluss von Wasser, das sich unter dem Eis bewegt. Dieses schmelzende Wasser schnitzt mit der Zeit unterirdische Tunnel und Höhlen in das Gletschereis, die meist am Ende eines Gletschers zur Entstehung eines sogenannten Gletschertors und damit einer Eishöhle führen. Teilweise entstehen dabei sehr komplexe Gebilde aus sogenannten Gletschermühlen, Eisbrücken und -höhlen.

Furgg-Gletscher, Schweiz

Im Winter mit Schneeschuhen erreichbar – die Gletscherhöhle des Furgg-Gletschers, Schweiz.

 

Im Sommer ist es aufgrund von Schmelzprozessen und instabilen Eisbedingungen oft zu gefährlich, sich diesen zu nähern oder diese zu betreten. Die Eisstrukturen können instabil sein, und die Gefahr von Einstürzen und einem Zusammenbruch der Gletscherhöhle ist hoch. Im Winter jedoch, wenn die Temperaturen weit unter den Gefrierpunkt fallen und das Eis nicht mehr schmilzt, werden die Höhlen stabiler und sicherer. Dann ist die Zeit, in der Abenteurer die Möglichkeit haben, diese wundersamen Unterwelten zu erkunden. Mit der richtigen Ausrüstung und einem erfahrenen Bergführer können Besucher in die Eingeweide des Gletschers eindringen und eine Welt betreten, die nur wenige zu Gesicht bekommen.

 

Neben der atemberaubenden Schönheit der eisblauen, teils riesigen Höhlen selbst, finden sich im klaren Eis abstrakte Strukturen durch Luftblasen, kleine Risse, eingeschlossene Steine oder Staubschichten. Der Druck durch darüberliegende Eisschichten führt dazu, dass die ursprüngliche Luft in der Schneeschicht über Jahrhunderte in eine Eisschicht verwandelt wurde, die kaum noch Luft enthält und so einen fast ungetrübten Blick in den Gletscher ermöglicht.

Die Gletscherhöhlen sind somit nicht nur ein visuelles Spektakel, sondern auch ein Fenster in die Vergangenheit der Erde. In den Eisschichten sind oft jahrhundertealte Luftblasen eingeschlossen, die wertvolle Informationen über das Klima und die Atmosphäre vergangener Zeiten liefern. Forscher nutzen diese natürlichen Archive, um mehr über die Geschichte unseres Planeten zu erfahren.

 

Allerdings lässt sich oftmals erst zu Beginn des Winters sagen, wo es die Möglichkeit zur Erkundung der eisigen Paläste von Mutter Natur gibt. Ein Teil der Höhlen scheidet von Anfang an aufgrund von Lawinengefahr oder anderer alpiner Gefahren aus oder ist nur unter sehr großem Aufwand erreichbar. Wiederum andere Eishöhlen stürzen mit den letzten warmen Sonnenstrahlen im Herbst ein, so dass im Winter von einer Höhle nichts mehr zu sehen ist. Es braucht daher etwas Recherche, Erfahrung im hochalpinen Gelände und das richtige Timing, um eine Eishöhle zu finden, die sich im Winter in all ihrer Schönheit für den Betrachter öffnet. Am besten sucht und erkundet man diese besonderen Orte mit einem erfahrenen Bergführer.

 

Die Gletscherhöhlen der Alpen sind ein kostbarer Schatz der Natur, der im Winter sein Geheimnis preisgibt. Diejenigen, die sich auf das Abenteuer einlassen, werden mit einer unvergesslichen Reise belohnt, die sie in eine Welt der faszinierenden Eisformationen und geologischen Wunder entführt. Es sind Orte, die nicht nur unsere Augen, sondern auch unsere Herzen berühren, und uns daran erinnern, wie kostbar und fragil die Schätze unserer Erde sind und welche Schönheit wir mit dem Schwinden der Gletscher bald verloren haben werden. Noch aber kann man diese Orte in unseren Alpen finden und sich in ihren Bann ziehen lassen.

Eiskapelle am Königssee, Deutschland

Die sogenannte Eiskapelle am Königssee, Deutschland. An den noch verbliebenen vier Gletscher(-resten) in Deutschland gibt es derzeit keine Gletscherhöhlen. Allerdings gibt es am Königssee ein Eisfeld, bei dem sich im Sommer meist ein (kleiner) Eistunnel ausbildet. Im Winter wird dieser allerdings regelmäßig von Neuschnee verschüttet. Und auch im Sommer sollte dieser zur Sicherheit nur mit Drohne erkundet werden.

Mittelbergferner im Pitztal

Umgeben von winterlichem Weiß leuchtet der Eingang des Gletschertors des Mittelbergferners im Pitztal blau und eröffnet den Zugang zu einer geheimnisvollen Welt.

Gut zu Wissen

Jürgen Merz, Fotograf, GletscherJürgen Merz widmet sich fotografisch seit mehreren Jahren den Gletschern der Alpen, Islands und Norwegens. Sein Fokus liegt dabei auf der abstrakten Schönheit der weißen Riesen. Sein Ziel ist es, die Farben und Formen der Gletscher für die Nachwelt in Bildern zu verewigen. Zugleich möchte er die Menschen mit seinen Bildern zum Thema Klimawandel sensibilisieren.

Mehr Infos unter www.abstract-landscape.com